Qualitätsmerkmale und Zertifikate bei Ayurveda-Produkten

Mit der Verbreitung des Ayurveda im Westen sind auch unzählige ayurvedische Produkte auf den Markt gekommen: Massageöle, Tees, Kosmetikartikel, Nahrungsergänzungen und Kräuterpräparate. Da ist die Frage nach der Qualität der Produkte unbedingt berechtigt, auch weil in den Medien bereits verschiedentlich über Qualitätsmängel (z.B. Schwermetallbelastungen) ayurvedischer Produkte berichtet wurde.

Wie in allen Bereichen, gibt es auch hier unterschiedliche Ansichten, was ein ayurvedisches Produkt qualitativ hochwertig macht. Wichtig für Sie als Verbraucher ist es, die Produkte kritisch zu hinterfragen und sich gezielt beim Anbieter zu informieren oder von einem Ayurveda-Praktizierenden beraten zu lassen. Letztlich entscheiden Sie, welche Qualitätsmerkmale Ihnen wichtig sind und wieviel Sie dafür zahlen wollen.

Die einfachsten Merkmale eines qualitativen guten ayurvedischen Produkts sind folgende:

  • Produkte aus natürlichen Bestandteilen, ohne chemische Zusätze
  • Zertifizierung durch ein anerkanntes Qualitätslabel
  • Laborkontrollen, die in Europa durchgeführt wurden
  • Traditionelle Ayurveda-Produkte werden auf der Basis von Kräutern hergestellt. So sind z.B. Massageöle mit ätherischen Ölen nicht Bestandteil des traditionellen Ayurveda.

 


Die verwendeten Rohstoffe haben alle ihre Vor- und Nachteile:

  • Wildwuchsqualität, also natürlich gewachsene Pflanzen und Kräuter, wird damit beworben, dass sie eine besere Qualität der Inhaltsstoffe und daher eine höhere Wirkkraft besäße. Die Qualität der Wildpflanze ist jedoch nicht über alle Zweifel erhaben, da die Umweltbelastung in Indien teilweise sehr groß sind. Hier gibt es eine große Spannbreite an Qualitätsunterschieden, die nur durch sorgfältige Laboranalysen erschließbar ist. Das Sammeln wilder Kräuter stellt zunehmend eine große Belastung für das Ökosystem in Indien und in den Nachbarländern dar. Aus Profitgründen werden Bestände radikal geplündert, so dass manche Pflanzen inzwischen selten geworden sind.
  • Biologische Zertifizierung ist in Indien erst in den Anfängen. Für die Zukunft ist der kontrollierte Bio-Anbau der einzige Weg, um die Artenvielfalt zu erhalten.
  • Biologisch zertifizierter Plantagenanbau ist sicher empfehlenswert, um die wachsende Nachfrage nach ayurvedischen Produkten zu befriedigen, da dabei das natürliche Gleichgewicht von Konsum und Nachwachsen der natürlichen Ressourcen nicht gestört wird.    
  • Konventionelle Intensivlandwirtschaft verträgt sich nicht mit dem ayurvedischen Gedanken eines ganzheitlichen und bewussten Umgangs mit der Umwelt.
  • Einzelne indische Unternehmen verwenden manchmal billige Ersatzstoffe, wie z.B. Kartoffelmehl als Ersatz für Amla Pulver. Davon ist auf jeden Fall abzuraten.


In den Medien wird verschiedentlich über eine Schwermetallbelastung in ayurvedischen Produkten aus Indien berichtet. Richtig ist, dass in rein pflanzliche Präparate keine Metalle gehören. Eine Schwermetallbelastung in solchen Produkten kann folgende Ursachen haben:

 

  • Die enorme Nachfrage nach ayurvedischen Präparaten hat zu unkontrollierten Herstellungsverfahren einzelner indischer Betriebe geführt, die sich nicht an die klassischen Vorschriften bezüglich der Herstellung halten und nicht konsequent die Qualität der Rohstoffe untersuchen.
  • Die Rohdrogen (z.B. in Wildwuchsqualität) sind durch die voranschreitende Umweltverschmutzung in Indien belastet.


Daneben gibt es im Ayurveda aber auch Präparate – sogenannte Bhasmas -, die in aufwändigen, wiederholten Prozessen als Grundsubstanzen Metalle und Mineralien verarbeiten, die bei der richtigen Herstellung im Endprodukt für den menschlichen Körper unschädlich sein sollen. Diese Präperate sind in Europa nicht zugelassen! Wirkungsvolle und konsequente Qualitätskontrollen existieren in Indien noch nicht in ausreichendem Ausmaß.

 

Produktion

Auf der einen Seite gibt es Vertreter von Produkten, die sich an den klassischen, vedischen Schriften orientieren. Sie befürworten traditionelle Herstellungsverfahren sowie die Verwendung von ursprünglichen Rohstoffen in Wildwuchsqualität. Auf der andern Seite gibt es aber auch Vertreter der Meinung, dass die alten Schriften der heutigen Zeit und dem entsprechenden Kulturkreis angepasst werden müssen. Sie setzen sich deshalb ein z.B. für die Verwendung von heimischen Kräutern, die nach ayurvedischen Prinzipien klassifiziert sind und eingesetzt werden.

Bei der Produktion in Indien spielt die Qualität eine grosse Rolle. Nach wie vor ist die Situation diesbezüglich sehr unsicher. In europäischen Produktionsstätten gelten europäische Standards und Sicherheitsvorschriften bezüglich Hygiene und Inhaltsstoffen, die sich positiv auf die Qualität der Präparate auswirken.

Bei einer Einfuhr der Produkte nach Europa liegt der Entscheid beim Importeur, ob er die importierten Produkte z. B. auf Schwermetallbelastung oder Pestizide überprüfen will. Die Behörden greifen erst ein, wenn Stichproben etwaige Verunreinigungen ergeben haben. Da Laboranalysen sehr teuer sind, muss man davon ausgehen, dass zahlreiche Importeure auf Kontrollen verzichten. Andere Firmen legen jedoch sehr viel Wert auf die Qualitätssicherung der vertriebenen Produkte - und liegen deshalb auch in den Preisen etwas höher.

Verschiedene Qualitätslabel vermitteln eine gewisse Sicherheit der Produktqualität:

  • ISO 9000 -  die europäische Norm für Qualitätssicherung. Die Norm zertifiziert jedoch nur die Produktion, nicht die Produkte selber
  • HACCP -  Konzept für Lebensmittelhygiene in Produktionsbetrieben. Es handelt sich um betriebliche Eigenkontrollen z.B. bezüglich Hygiene bei Lebensmittelprodukten.
  • BDIH -  Bundesverband Deutscher Industrie- und Handelsunternehmen für Arzneimittel, Reformwaren, Nahrungsergänzungsmittel und Naturkosmetik. Einige Hersteller ayurvedischer Kosmetik haben sich hier zertifizieren lassen.
  • GMP (Good Manufacturing Practice) - internationale Regelwerke zur Sicherung von Arzneimittelqualität, umfasst Anbau, Ernte, Lagerung, Herstellung und Verarbeitung von Produkten.
  • Bio-Zertifizierung, Produkte die das deutsche und/oder das europäische Bio-Siegel aufweisen, sind aus kontrolliert biologischem Anbau.


Die ayurvedischen Hersteller wurden von der indischen Regierung aufgefordert, sich nach den GMP Richtlinien zertifizieren zu lassen. Ohne diese Zertifizierung ist ein Export nicht mehr möglich. Dieser Vorstoß ist sehr zu begrüssen.

Anwendung von Produkten
Die Anwendung und Einnahme von ayurvedischen Präparaten verlangt ein Grundverständnis für die ayurvedische Philosophie. Die Produkte sollten deshalb von qualifizierten Ayurveda-Praktizierenden empfohlen werden. Ayurvedische Präparate wirken ergänzend und nicht alleine - sie sollten deshalb nie isoliert und in Eigenregie genommen werden.