Ayurveda-Konferenz in Riga 28. – 30. Mai 2015

[16|07|2015]

Unterstützt vom Außenministerium Lettlands, der Universität Riga und einigen Partneruniversitäten aus Indien fand Ende Mai zum ersten Mal eine größere wissenschaftliche Konferenz über Ayurveda in Lettland statt.

In der ersten Hälfte des Jahres 2015 hatte Lettland die EU Ratspräsidentschaft inne und wollte mit dieser Konferenz einen besonderen Akzent setzen und die Freundschaft und Partnerschaft mit Indien stärken. So ging es in der Gesamtveranstaltung nicht nur um Ayurveda-Medizin, sondern auch um Klimawandel, Themen aus der Naturwissenschaft, interkulturelle Dimensionen und verschiedenen Aspekte der indischen Kultur und Philosophie.

Durch solche Konferenzen können nicht nur innerhalb der EU Impulse entwickelt werden, die über rein europäische Themen hinausgehen; vielmehr öffnen sich auch für Indien Perspektiven in der Bewältigung von Umweltverschmutzung, nachhaltiger Lebensmittelproduktion usw. Initiiert wurde die Aufnahme des Themas Ayurveda in die Gesamtkonferenz von Prof. Dr. med. Valdis Pirags, der an der Universität Riga das Fach Endokrinologie lehrt und ein intensives Interesse an Ayurveda-Medizin entwickelt hat. Eine seiner Doktorandinnen promoviert aktuell über ein ayurvedisches Thema. In der würdigen, im Renaissance-Stil gestalteten Aula der Universität begann es mit einem akademischen Forum zum Thema, wie traditionelle ganzheitliche Medizinsysteme in die moderne Medizin praktisch und wissenschaftlich integriert werden könnte.

Die Beschäftigung mit Ganzheitsmedizin besitzt in Riga eine lange Geschichte, und bereits 1930 fand die erste Tagung über dieses Thema statt. Prof. Dr. Martin Mittwede, Vorstandsmitglied des VEAT war eingeladen worden, sowohl an der einführenden Podiumsdiskussion teilzunehmen, als auch einen Vortrag zum Thema „Der Ayurveda als ein wissenschaftliches Medizinsystem – Erkundungen von Aussagen in den Sanskrit-Klassikern.“ Aus Deutschland nahmen auch Dr. Christian Kessler (Charité Universitätsmedizin), Prof. Dr. Ammon (Universität Tübingen), sowie Dr. Harsha Gramminger an der Konferenz teil. Auch Vertreter der Indischen Regierung aus dem Ministerium für AYUSH waren während der Konferenz anwesend, führten aber gleichzeitig Gespräche auf Regierungsebene. Dr. Ram Manohar aus Coimbatore Indien hielt einen bemerkenswerten Vortrag über Forschungsstrategien im Ayurveda, und Dr. Christian Kessler konnte auf erste Ergebnisse der in Berlin durchgeführten Caraka-Studie zum Thema „Ayurvedische Behandlung von Knie-Arthrose“ verweisen.

Bemerkenswert ist insbesondere, dass der Ayurveda hochoffiziell in das gesamte Tagungsgeschehen eingebunden war – eine Tatsache, die wir uns in Deutschland auch wünschen würden. Hier zeigt sich der Vorteil eines kleinen Landes mit kurzen Wegen, in dem engagierte Wissenschaftler wie Prof. Pirags solch ein Event in Gang bringen können. Überhaupt ist uns im deutschsprachigen Raum zu wenig bewusst, wie viele Aktivitäten im Ayurveda in den osteuropäischen Ländern stattfinden.

In Lettland beispielsweise gibt es an der Universität Riga ein Zentrum für komplementäre Medizin, wo auch Kurse über Ayurveda angeboten werden. Auch aktive Forschung im Bereich Diabetes wird in Kooperation mit AVP, Coimbatore, Indien umgesetzt. Es gibt eine aktive Ayurveda-Ärztevereingung, und Ayurveda wird als ein Zweig der Komplementärmedizin anerkannt und kann von Ärzten praktiziert werden. Mehrere Ayurveda-Praxen und Zentren existieren in Riga, Jūrmala und anderen Städten von Lettland. Auch das Nachbarland Litauen besitzt eine sehr aktive Ayurveda-Szene, die intensiv an der offiziellen Anerkennung des Ayurveda arbeitet. In Moskau gibt es seit einiger Zeit zwei Krankenhäuser, in denen Ayurveda-Abteilungen existieren, eines davon ist sogar universitär verankert. Hier ist es wichtig, dass bei Entstehung internationaler Netzwerke diese Initiativen mit einbezogen werden und dadurch der Ayurveda insgesamt gestärkt wird; denn nur gemeinsam sind wir stark. Daher ist es auch im deutschsprachigen Raum bedeutsam, dass zu mindestens in Teilbereichen alle im Ayurveda Aktiven synergistisch kooperieren. Besonders hervorzuheben war die große Gastfreundschaft, die allen Teilnehmern an der Konferenz entgegen gebracht wurde.

Es war eine sehr herzliche, offene und entspannte Atmosphäre, die im Verlauf entstand. Einen Anteil daran hatte sicher auch die wunderschöne Stadt Riga, die sich in der Frühlingsblüte zeigte Somit gilt unser Dank den Organisatoren, die dieses Event möglich gemacht haben. Für die Anerkennung des Ayurveda in der westlichen Welt war diese Konferenz sicher ein wichtiger Schritt.  

Beitrag von Prof. Dr. Martin Mittwede, VEAT-Vorstandsmitglied